„Echter Journalismus wird honoriert“

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Eine Frage beschäftigt die Medienbranche bereits seit Längerem: Wie kann man mit journalistischen Inhalten im Internet Geld verdienen? Fast überall wird deutlich, dass Werbeeinahmen nicht ausreichen, um Qualitätsjournalismus mit seinen oft aufwendigen Recherchen zu finanzieren. Dagegen sinken Auflagen vieler Tageszeitungen, besonders junge Leser erreicht man im Netz besser. Während die einen ihre Inhalte hinter so genannten „Paywalls“ einmauern und nur gegen Cash zugänglich machen, setzen andere Grenzen wie viele Artikel kostenfrei gelesen werden können oder locken mit Zusatzangeboten. Anders die taz, denn hier zahlen Online-Leser bereits seit Jahren freiwillig. Warum und wie verrät Mathias Bröckers.

Es ist ein Spagat: Der Internetauftritt der Tageszeitung taz soll auch für Menschen mit schmalem Geldbeutel, die sich kein Abonnement leisten können, frei zugänglich sein. Journalismus als kulturelle Aufgabe wie er im Buche steht. Doch wie andere Medienunternehmen auch, muss sich die taz darüber Gedanken machen, wie sie ihren eigenen qualitativen journalistischen Anspruch gerecht werden und finanzieren kann. „Dies mit Werbung alleine zu stemmen ist kaum möglich. Dieser Traum ist allenthalben ausgeträumt“, erklärt Mathias Bröckers, verantwortlich für die Online-Entwicklung von taz.de. Im April 2011 startete die Aktion taz-zahl-ich, seitdem wird an die Leser appelliert freiwillig zu bezahlen. Mit Erfolg, denn bislang konnten 161.000 Euro eingenommen werden (Stand Ende August 2013), monatlich sind es in etwa 10.000 Euro.

Dem stehen Kosten für den gesamten Internetauftritt von ungefähr 50.000 Euro gegenüber. Der Rest wird durch den Verkauf der gedruckten Zeitung, den Abos (ob klassisch per Post oder digitale Ausgabe), Werbung und den Verkauf von Fairtrade-Kaffee, Fahrrädern und anderen Produkten eingenommen. „Dennoch sind die freiwilligen Beiträge eine wichtige und feste Säule geworden“, erklärt Bröckers. Auch in Zukunft wird taz.de kostenfrei zugänglich sein, den eingeschlagenen Weg möchte das Medienhaus unbedingt weitergehen.

Kein Vorbild New York Times

Ebenfalls 2011 ging die renommierte New York Times andere Wege, um mit journalistischen Inhalten im Internet Geld zu verdienen. Falls Sie sich wundern, warum ich die journalistischen Inhalte betone: Auch deutsche Medienhäuser rühmen sich gerne mit (steigenden) Online-Erlösen. Schaut man jedoch genau hin, nehmen sie einen Großteil durch den Verkauf von Tiernahrung, Partnervermittlung, Immobilienanzeigen, Urlaubs-Checks und dergleichen ein. Sie hierzu auch den Beitrag „Hundekuchen und Journalismus“.

Zurück zur New York Times: Monatlich haben Leser kostenfreien Zugriff auf zehn Artikel, danach werden sie zur Kasse gebeten. Das Modell nennt sich „metered paywall“. Nach eigenen Angaben konnte der Vertriebsumsatz gesteigert werden, daher gilt die New York Times in Medienkreisen als Vorbild. Bröckers sieht das anders. „Alleine das Programmieren der Paywall hat 40 Millionen Dollar verschlungen. Bis das Geld wieder eingenommen ist, müssen eine Menge Artikel verkauft werden.“ Tatsächlich war der Programmieraufwand enorm, denn die New York Times musste es beispielsweise technisch verhindern, dass der Nutzer sein Cookie löscht und somit als neuer Leser wieder kostenfreien Zugriff auf zehn Artikel hat.

„Paywalls sind in unseren Augen kein geeignetes Konzept, wir denken mit dem Appell ans freiwillige Bezahlen einen besseren Weg gefunden zu haben.“ Der relativ kleinen taz geht es auch um das Verbreiten der eigenen Inhalte. Wären diese hinter Mauern verschlossen, würden sie folglich von weniger Menschen gelesen.

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