„Echter Journalismus wird honoriert“

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Journalismus in der Krise

„Das Zeitungssterben passiert nicht nur deswegen, weil das klassische Geschäftsmodell den Platz zwischen Anzeigen mit Nachrichten zu füllen nicht mehr funktioniert und dadurch kaum noch Renditen abwirft.“ Vielmehr sei der Leser zunehmend vom Einheitsbrei der Medien schlicht genervt. „Die Agenda was in den Nachrichten berichtet wird, diktieren eine Hand voll Agenturen und Konzerne. Auch im Bundestag wird nicht mehr recherchiert, sondern nur noch mitgeschrieben. In jeder Zeitung lesen Sie dann dasselbe“, resümiert Bröckers.

Er ist sich sicher, dass Mediennutzer dafür weder am Kiosk noch im Internet bereit sind zu bezahlen. „Das ist auch gut so, denn für diesen Brei muss man das auch nicht!“ Einen Ausweg aus der Krise könne es nur geben, wenn sich Journalisten wieder auf ihre eigentlichen Aufgaben besinnen: eine unabhängige, objektive und wahrheitsgetreue Berichterstattung. „Wer dies in Zukunft beherzigt, wird auf dem Markt überleben.“ Zunehmend würden Nicht-Journalisten eklatante Skandale aufdecken, wie etwa von Edward Snowden, Julian Assange und Bradley Manning. „Die Leser fragen sich in solchen Momenten, warum Journalisten nicht schon früher besser recherchiert haben, schließlich sei das doch ihr Job.“

Transparenz und niedrige Hürden sind entscheidend

„Für gut recherchierten Journalismus wird es auch in Zukunft genug Menschen geben, die gerne dafür bezahlen.“ Ein wichtiger Schritt dabei sei die Transparenz: Wie hoch Kosten und Einnahmen sind, wofür das Geld verwendet wird. Im eigenen Hausblog gewährt die taz diese Einblicke. Ebenso essentiell sind niedrige Hürden. „Unter jedem Artikel bieten wir Bezahlmöglichkeiten. Man muss sich nicht erst bei uns anmelden oder ein Formular ausfüllen.“ Bröckers vergleicht das Lesen der Artikel mit einem Restaurantbesuch: „Wenn das Essen geschmeckt hat, gibt man gerne ein Trinkgeld.“ Wem es zu aufwendig ist jeweils einzeln Beiträge zu überweisen, kann auch eine Art freiwilliges Abonnement abschließen – die taz bucht dann einmal im Monat den Wunschbetrag vom Konto ab.

Das freiwillige Bezahlen ist kein Heilsweg für alle Medien, denn es muss auch zum Konzept passen. Die taz als Genossenschaft ist in diesem Punkt klar im Vorteil. Anders als bei anderen Medienunternehmen und Aktiengesellschaften werden keine Gewinne an Anteilseigner oder Aktionäre ausgeschüttet. Die taz muss somit keine Profitmaximierung auf Teufel komm raus betreiben. Auch wenn sie meist mit roten Zahlen das Geschäftsjahr beschließt, erwirtschaftete sie in der Vergangenheit auch Gewinne. Diese konnten dann in den eigenen Medienbetrieb fließen. „Die Rendite unserer Besitzer ist eine gute Zeitung“, sagt Bröckers abschließend.

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