„Du machst ja ein Magazin für Weltverbesserer!“

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„So könnte man sagen“, antwortet die freie Journalistin und Herausgeberin Marika Muster ihrem Bekannten. Ende August erschien die erste Ausgabe von „Sinn – Magazin für einen lebenswerten Norden“. Neue Sichtweisen und Blickwinkel sind der Herausgeberin besonders wichtig, denn „es gibt etliche einfache Dinge, die jedoch kaum einer kennt. Lösungen sind in den meisten Medien rar gesät, das möchte ich mit meinem Magazin ändern.“

„Ich kann nicht anders, ich habe mich immer gerne für sinnvolle Projekte engagiert“, bringt Marika Muster ihre Motivation auf den Punkt. Bereits seit 2007 legt die engagierte Journalistin ihren Fokus auf Gesundheit und Umwelt. Zuvor verrichtete sie immer wieder als unsinnig empfundene Brotjobs unter teilweise „furchtbaren Arbeitsbedingungen“. Besonders das vielfältige unethische Verhalten der Medien, wenn beispielsweise Anzeigenkunden die Inhalte diktieren, verstieß gegen ihre persönlichen Werte. Ab einem gewissen Punkt weigerte sich die junge Frau dies weiterhin mit ihrer Arbeitskraft zu unterstützen. „Da viele Medien auf den Zug sich nicht mehr ethisch zu verhalten aufgesprungen sind, war es mein Weg selber ein Magazin herauszugeben – auch wenn es nicht der einfachste ist.“ Ganze zwei Jahre hat sie gemeinsam mit einem Team von über 20 freien Mitarbeiten an Sinn gearbeitet, bis Ende August die erste Ausgabe in den Handel kam und an die Abonnenten ausgeliefert werden konnte.

Auf die Mischung kommt es an

Vier mal im Jahr soll das Sinn-Magazin erscheinen und jedes Heft hat einen Themenschwerpunkt. Die erste Ausgabe widmet sich der verantwortungsvollen Ernährung und geht dabei speziell auf den Aspekt Selbstversorger ein. In der zweiten Ausgabe dreht sich alles um das Leben mit Kindern, in der dritten geben Jobs mit gutem Gewissen den Ton an. Dazwischen findet sich ein bunter Mix aus veganen Rezepten, Bauanleitungen für Möbel, spannende sozial-ökologische Projekte und Portraits von interessanten Menschen aus dem Norden Deutschlands.

„Wir möchten neue Blickwinkel vermitteln, damit die Menschen mit anderen Augen durch den Alltag gehen.“ Beispielsweise wird in der ersten Ausgabe die Kassiererin eines Bio-Supermarkts Petra Göbel befragt, was man Gutes für sie tun könnte. Und siehe da, es sind wieder einmal die einfachen Dinge des Lebens, die unsere Mitmenschen glücklich machen und das Miteinander bereichern. „Gerade bei Umwelt- oder sozialen Themen glauben viele Menschen es sei anstrengend sich zu engagieren oder man müsste auf irgendetwas verzichten“, sagt Muster und führt weiter aus: „Ich erwarte gar nicht von den Lesern, dass sie allen Vorschlägen folgen. Es reicht, wenn sie sich in manchen Punkten anregen lassen und darüber ein gutes Gefühl bekommen. Wenn sich jemand nach der Lektüre schlechter als vorher fühlt, haben wir etwas falsch gemacht.“ Daher behandelt die erste Ausgabe mit zwei Artikeln die Macht der Gewohnheiten und das schlechte Gewissen.

Menschen, die etwas in ihrem Alltag verändern möchten, das eigene Leben in die Hand nehmen, sich stark für ihr Umfeld interessieren und nicht auf die Reformen seitens der Politik warten möchten, werden an Sinn ihre Freude haben. Den regionalen Bezug hat die Herausgeberin bewusst gewählt. Auf diese Weise hat sie die Möglichkeit auf „kleine“ Geschichten einzugehen und auch „kleine“ Projekte vorzustellen. Bei einem bundesweiten Bezug müsste sie sich ansonsten auf die Top-Projekte konzentrieren. Dabei würde in Musters Augen zu viel verloren gehen. Zudem soll es den Menschen die Möglichkeit geben, sich auch real zu treffen und zu vernetzen, wenn sie im Magazin voneinander erfahren. „Wir informieren uns zwar über die ganze Welt, vergessen dabei jedoch häufig unser direktes Umfeld.“

Trotz des engen regionalen Bezugs kommen zwei der ersten 50 Abonnenten aus Österreich. „Die Themen sprechen viele Menschen an und natürlich kann man Sinn überall lesen.“

Der eigene Beitrag

Die Welt soll sich durch das Magazin nicht nur durch inspirierende Beiträge wandeln, sondern von jeder verkauften Ausgabe landet ein Euro in einem Fördertopf, mit dem sozial-ökologische Projekte unterstützt werden. Diese bewerben sich wiederum im Vorfeld bei der Redaktion, die passend zum jeweiligen Themenschwerpunkt in der Rubrik „Projekte mit Sinn“ fünf Kandidaten vorstellt. Die Abonnenten des Newsletters stimmen ab. Das Projekt mit den meisten Stimmen erhält 60 Prozent des Fördertopfs, der Rest geht an den Zweitplatzierten.

Sinn Magazin Ausgabe 1

Wer hätte das gedacht? Sinn kann man tatsächlich abonnieren und im gut sortierten Bahnhofsbuchhandel finden.

Dem Herzen gefolgt

Der Start ist schwierig, da ihn Marika Muster vornehmlich mit Privatkrediten finanzierte. Vor der Erstausgabe ist es schwer Abonnenten zu finden und auch Anzeigenkunden sind zurückhaltender. Marika Muster ist ein persönliches Risiko eingegangen, um ihr Herzensprojekt zu verwirklichen. Es ist ungewiss, wie viele Verkäufe tatsächlich erfolgen und auch die decken zu Anfang die Kosten nur teilweise. „Ich bin davon überzeugt, dass viele Menschen gemeinsam eine Menge bewegen können“, sagt Marika Muster und meint damit auch ihre Crowdfunding-Kampagne auf Startnext. Hier ist die Herausgeberin zuversichtlich, bis zum 1. November 15.000 Euro für die weiteren Druckkosten einzusammeln. „Wir möchten Menschen motivieren ihre Träume umzusetzen, selbst wenn es anfangs ein steiniger Weg sein mag.“ Vielleicht ist das Sinn-Magazin auch in diesem Punkt bald ein gutes Beispiel.

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