Hundekuchen und Journalismus

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„Mit dem Verkauf von Tierfutter über das Internet wird Burda schon bald mehr erlösen als mit seinen gedruckten Hochglanzmagazinen (…)“, zitiert Simone Janson ihren Journalisten-Kollegen Wolfgang Michal. Die Gesellschaft ist im Wandel begriffen und mit ihr auch die Medienbranche, die sich in manchen Bereichen zum Gemischtwarenladen entwickelt. Was gestern noch quasi ein festes Gesetz war, zählt heute nicht mehr. Gleichzeitig entstehen immer weitere technische Möglichkeiten und viele Medienhäuser sind auf der Suche nach der Zukunft. Diesem breiten Themenfeld widmen sich die Autoren von „Journalismus in der digitalen Moderne“.

Auf der Suche nach Identität

Insgesamt 17 Medienschaffende und -wissenschaftler haben sich mit Beiträgen am Buch beteiligt. Einig sind sich alle, dass die klassischen Rollenbilder passé sind. Medien haben nicht mehr die Monopolstellung welche Informationen wie verbreitet werden. Das Sender-Empfänger-Modell ist aufgehoben, denn das Internet mit seinen technischen Möglichkeiten erlaubt es jedem zum Sender zu werden. Somit ist das Internet in einigen Augen Freund und Feind zugleich. Freund, weil sich die eigene Reichweite steigern lässt und Feind, weil „böse“ Leser sich lieber in sozialen Netzwerken tummeln, als das Onlineangebot der Zeitung zu nutzen. Dadurch wird die Frage aufgeworfen, welche Rolle Journalisten in der heutigen Zeit noch erfüllen.

Auf der Suche nach Einnahmequellen

Das geänderte Nutzerverhalten wirkt sich natürlich auf die Erlöse aus. Die einen Versuchen das klassische Abomodell digital zu kopieren und Inhalte hinter so genannten Paywalls zu verstecken. Nur wer zahlt, hat Zugang zum gesamten Angebot. Andere setzen auf freiwilliges Bezahlen, wie beispielsweise das Onlineangebot der taz. Der Leser kauft somit kein Komplettpaket, von dem ihn von vornherein nur ein Teil interessiert, sondern honoriert nach eigenem Ermessen die für ihn herausragenden Beiträge.

Auch Journalisten sind nicht mehr zwangsläufig auf Medienunternehmen angewiesen, sie können eigene Publikationsfelder erschaffen und auch für die Finanzierung sorgen. So startete beispielsweise Konstantin Muffert gemeinsam mit Schauspieler Andreas Hoppe kürzlich ein Projekt bei der Spendenplattform Startnext. Auf diese Weise soll bis zum 29. Oktober das Geld für die geplante Dokumentation über den kanadischen Teersandabbau zusammenkommen. Die klassische Art wäre es gewesen, einen Fernsehsender für das Thema zu begeistern, was bislang – aus meiner persönlichen Sicht zu Unrecht – nicht geglückt ist.

Zurück zum Buch: Das Autorenteam Knut Bergmann und Leonard Novy gehen ferner explizit auf die Rolle von Stiftungen ein. Sie können Journalisten den Druck der Wirtschaftlichkeit nehmen und somit auch aufwendige Recherchen ermöglichen. Natürlich ohne vorher das Ziel festzulegen und konkrete Beiträge zu bestellen. „Zunächst einmal bedarf es vollkommener Transparenz.“ Ohne sie gäbe es keine Glaubwürdigkeit. „Da eine funktionierende ‚Vierte Gewalt’ unabdingbar für ein freiheitliches Gemeinwesen ist, liegt es im Interesse von Stiftungen, dazu beizutragen, denn sie sind selbst auf eine solche Grundordnung angewiesen“, stellen die Autoren fest.

Ein Beispiel für gemeinnützigen Qualitätsjournalismus ist ProPublica aus den USA. Gelder von Stiftungen ermöglichen eine Hintergrund-Recherche, die bei einem Medienunternehmen in dem Umfang oft nicht mehr geleistet werden kann. Die Beiträge gibt ProPublica dann kostenfrei ab.

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