Mit Jan Filipzik, Pressesprecher des Drittligisten KFC Uerdingen 05, kann man sich nicht nur über Fußball unterhalten. Wer es darauf anlegt, führt mit ihm leidenschaftliche Diskussionen über qualitativ hochwertigen Lokaljournalismus. Gemeinsam mit Mitstreitern gab Filipzik die Wochenzeitung „talwaerts“ in Wuppertal heraus. Doch am Ende hat deren Qualität alleine nicht gereicht.

Bild: Jens Brehl – CC BY-NC-SA 4.0
Als im Sommer 2014 die ersten Ausgaben der Wochenzeitung erschienen, war das Medienecho groß – auch der Freigeber berichtete einige Monate später. „In der Qualität, in der wir Lokaljournalismus gemacht haben, gab es das in Wuppertal sonst nicht“, bekräftigt Filipzik auch heute noch. Allerdings konnten die Macher nur bedingt von der Resonanz profitieren, da es „talwaerts“ zu Beginn lediglich an wenigen Verkaufsstellen und erst nach den ersten Ausgaben im Abonnement gab. Nach 14 Monaten wurde sie wieder eingestellt.
„Der Gedanke, dass wir gescheitert sind, ist absurd. Wenn du es gar nicht erst versuchst, bist du gescheitert. Wir haben aus dem Nichts heraus 14 Monate lang eine gute Wochenzeitung gemacht! Jedoch hätte ‚talwaerts‘ von Anfang an durch den Pressegroßhandel in ganz Wuppertal erhältlich sein müssen.“
Vieles richtig gemacht, dennoch eingestellt
Tatsächlich hat die Zeitung inhaltlich vieles richtig gemacht und sich auf die Stärken von Print konzentriert. Anstatt vergeblich zu versuchen, mit der Aktualität von Online-Nachrichten zu konkurrieren, haben sich die Macher mit ihren gut recherchierten lokalen Geschichten oftmals ein journalistisches Alleinstellungsmerkmal erarbeitet. Der Verzicht auf Werbeanzeigen und feste Rubriken schuf maximalen kreativen Freiraum.
Dieser wurde genutzt, um auch ganz im Sinne des konstruktiven Journalismus Beiträge über das Gelingen zu publizieren. „Wenn Zeitungen nur über Probleme aber nicht über mögliche Lösungen berichten, bereiten sie ihren Lesern nur schlechte Laune.“ Wer könne ein solches Produkt dann noch mögen?
Allerdings ist „talwaerts“ in einem Einzugsgebiet mit über 300.000 Einwohnern nicht gelungen, regelmäßig 2.000 Exemplare an die Leser zu bringen. „In der Spitze lag die verkaufte Auflage bei etwa 1.200 Zeitungen.“
Unternehmen wollten ohne Gegenleitung eine Werbekampagne im Wert von 50.000 Euro sponsern, um den Durchbruch zu ermöglichen. Ein Testlauf mit „talwaerts“ als Postwurfsendungen ergab jedoch, dass man das Dreifache in die Hand nehmen müsse, um genügend Abonnenten zu gewinnen. „Bevor wir das Geld annehmen und wissen, dass es doch nicht reicht, hörten wir lieber auf, so lange wir noch gut dastanden.“