Zwei Jahrzehnte eintauchen in andere Welten

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Jens Brehl: Was ärgert Sie besonders am Vorwurf, nicht unabhängig zu berichten?

Jörg Langer: Über die Bauernschläue alles sei nur gekauft, könnte ich mich seit über 20 Jahren aufregen. Nur weil jemand keine moralischen Werte besitzt und sich an der Stelle des Spiele-Redakteurs schmieren lassen würde, so sind die Vorbehalte noch lange nicht wahr.

Natürlich laden uns Hersteller zu Events ein und manchmal übernehmen sie auch die Reisekosten. Wir haben uns mittlerweile angewöhnt, in solch einem Fall im Bericht darauf hinzuweisen. Natürlich nehmen die Leser dann teilweise an, wir wären beeinflusst. Wir müssen dann erklären, nicht zum Spaß unterwegs zu sein und wir uns die Reise mitunter am liebsten gespart hätten. Dann hätten wir ein gutes Stück Stress und Zeitdruck weniger.

Jens Brehl: Kann das Geschäftsmodell mit der Onlinewerbung überhaupt noch funktionieren, wenn eine große Zahl von Internetnutzern Werbeeinblendungen blockt?

Jörg Langer: Wir sind 2009 gestartet und in den zwei darauf folgenden Jahren sind die Anzeigenumsätze gewachsen. Seitdem stagnieren sie und gehen teilweise sogar zurück. Zeitgleich blocken immer mehr Leser die Anzeigen.

In einer Kolumne habe ich stark überspitzt von „Website-Parasiten“ geschrieben, die Inhalte gerne und regelmäßig nutzen, den AdBlocker einschalten und auch sonst unsere Internetseite nicht unterstützen. Dabei könnten sie auch entweder ein Abo buchen oder über einen Partnerlink einkaufen, so dass wir eine Provision erhalten. Außerhalb einer Kolumne würde ich nie von „Website-Parasiten“ sprechen. Unter dem Strich ist es aber keine schöne Entwicklung und daher ein ganz schwieriges Thema für uns.

Jens Brehl: Wie groß ist der Zeitaufwand bei „GamersGlobal“ für einen umfassenden Spieletest?

Jörg Langer: Nicht alle Spiele werden durchgespielt, was schon am Genre liegt. So gibt es beispielsweise auch Endlosspiele. Insgesamt liegt der Schnitt zwischen vier und 100 Stunden, wobei das obere Extrem aus wirtschaftlicher Sicht eine Ausnahme bleiben muss. Aber manchmal ist der Aufwand eben nötig. Da wir Screenshots und Videos selber erstellen, müssen wir schon eine ganze Weile spielen. Durchschnittlich stecken in einem Spieletest bis er veröffentlicht ist, drei Tage Arbeit einer Person.

Jens Brehl: Wie verbreitet sind in der Medienbranche „schwarze Schafe“, die Spiele nur kurz anspielen und das ihren Lesern hinterher als ausführlichen Test verkaufen?

Jörg Langer: Das kann ich nicht genau sagen und man muss auch differenzieren: Wenn ich vier Stunden ein solch umfassendes Spiel wie „Civilization: Beyond Earth“ spiele und danach suggeriere einen ausführlichen Test zu veröffentlichen, bin ich ein schwarzes Schaf. Die gleiche Zeit mag bei einem x-beliebigen Ego-Shooter, dessen Solo-Modus nur knapp über vier Stunden dauert, ausreichen.

Die schmutzige Wahrheit ist, dass seit es mit dem Print-Journalismus bergab geht, die Honorare der Autoren in den Keller gegangen sind. Ein freier Autor kann nicht davon leben, für sagen wir mal 50 Euro ein Spiel durchzuspielen und darüber einen Test zu schreiben. Bei angestellten Redakteuren sieht es oft nicht besser aus. Sie sollen an einem Tag ein Spiel beenden und daraus einen Bericht fertigen. Das mag im Einzelfall noch funktionieren, aber in der Regel tut es das nicht. Demnach ist der Druck, möglichst effizient zu sein bei den Autoren recht groß.

Bei „GamersGlobal“ arbeiten wir deshalb mit einer kleinen Auswahl an Autoren zusammen, von denen wir wissen, gute Qualität zu bekommen. Wenn der zeitliche Aufwand für einen Beitrag hoch ist, dann honorieren wir das entsprechend.

Jens Brehl: Vielen Dank für unser Gespräch.

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