Wenn 250 Euro ein Menschenleben retten

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Nadine Weigel, Redakteurin bei der Oberhessischen Presse, reiste 2010 in ihrem Urlaub nach Kenia, um über soziale Projekte zu berichten. Ihre Freundin Dr. Vera Fleig begleitete sie. Fünf Jahre später führen beide einen gemeinnützigen Verein, der ein Waisenheim mit 35 Kindern in einem Vorort von Mombasa unterstützt. Angefangen hat alles mit 250 Euro, die ein Menschenleben gerettet haben.

Nadine Weigel unterstützt seit fünf Jahren das MiRO-Kinderheim von Leiterin Josephine Mutisya. Momentan bekommen dort 35 Kinder die Chance auf ein besseres Leben.
Bild: Help for MiRO e. V.

Erstmalig besuchte Nadine Weigel ein Entwicklungsland und bereits die Abfahrt vom dortigen Flughafen wühlte sie emotional auf. „Das war hart für mich. Zuvor bin ich noch nie persönlich mit solch existentieller Armut konfrontiert worden.“ Die Journalistin war nicht mit dem Anspruch angereist, selber aktiv zu werden, sondern sie wollte ihren Urlaub nutzen, um über den Tellerrand hinaus zu schauen. „Ich hätte nie gedacht, einmal für ein Waisenhaus in Kenia mit verantwortlich zu sein.“

Ein Menschenleben für 250 Euro

Ihre Recherche führte sie damals auf das Jugendamt in Mombasa. Von der Leiterin erfuhr Weigel von dem von der Kenianerin Josephine Mutisya neu gegründeten Waisenhaus „Mighty Redeemer Orphanage“, was gerade damit begonnen hatte, Kinder aufzunehmen, aber keinerlei Hilfe bekam.

Die Ankunft dort war für die Journalistin aus Marburg und die Ärztin Vera Fleig ein Schock: Das Haus war lediglich eine Baracke ohne fließend Wasser oder Strom. Die Kinder waren traumatisiert, unterernährt und krank. Unter dem Tisch lag der zweijährige Jemmo, der aufgrund von Calciummangel an Rachitis litt. Seine Knochen waren wie aus Gummi. „Wenn man ihn hingesetzt hat, ist er sofort wieder zusammengeklappt.“ Er war erst seit kurzem im Heim und wurde in seinem bisherigen Leben niemals richtig ernährt.

Von den zwei anwesenden Säuglingen lag einer im Sterben, wie die Medizinerin Fleig sofort bemerkte. Ohne weiter nachzudenken, fuhren die beiden Frauen mit dem Baby per Taxi ins Krankenhaus. Das Kind war mangelernährt, komplett dehydriert und an Tuberkulose erkrankt. Die Ärzte prognostizierten, dass der Kleine die Nacht nicht überleben würde. „Wir haben gezittert und gebangt“, erinnert sich Weigel. Wie durch ein Wunder überlebte der Säugling und ist heute zu einem gut ernährten kleinen Jungen herangewachsen.

Die Behandlung im Krankenhaus hatte lediglich 250 Euro gekostet. „Wenn wir nicht durch Zufall gerade an diesem Tag das Heim besucht und nicht über das nötige Geld verfügt hätten, wäre das Baby vermutlich gestorben.“ Die beiden Frauen kauften Medikamente und Nahrungsmittel. Fleig stellte zusätzlich einen Behandlungs- und Ernährungsplan auf. Zurück in Deutschland überwiesen sie jeweils monatlich Geld aus eigener Tasche, um die Kinder mit dem Nötigsten – wie sauberem Trinkwasser – zu versorgen.

Bereits bei ihrem zweiten Besuch im Heim kam Jemmo dank ausgewogener Ernährung freudestrahlend und aus eigener Kraft auf die Frauen zugelaufen.

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