Podcast „teesätze“: Statt Ausbrennen Freude am Beruf bewahren

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Auf den ersten Blick ist es eine tiefe Kluft, wenn sich einerseits Achtsamkeit und andererseits die hektische Medienwelt gegenüberstehen: Überstunden, schlechte Bezahlung, Personalmangel, unsichere Arbeitsverhältnisse sind leider in vielen Redaktionen anzutreffende Stressfaktoren. In ihrem Podcast „teesätze“ möchte Ricarda Dieckmann die Widersprüche überwinden.

Die 24-jährige Journalistin präsentiert keine Allgemeinplätze oder verallgemeinerte Lebenshilfe-Tipps, sondern erzählt von persönlichen Erlebnissen im Umgang mit Ängsten, Stress und mehr. Thematische rote Fäden sind der Einstieg in den Beruf und wie man ihn lange gesund und mit Freude ausüben kann.

Bereits auf dem Gymnasium in Kiel war Dieckmann ehrgeizig, perfektionistisch und definierte sich stark anhand ihrer Leistungen. Diese Einstellungen übernahm sie in ihr Praktikum bei Radio Schleswig-Holstein, ins Studium der Politikwissenschaft und Journalistik an der TU Dortmund und dem darin enthaltenen einjährigen Volontariat, welches sie bei der Fuldaer Zeitung abschloss. Das Studium beendet sie in diesem Sommer.

Vor eineinhalb Jahren war sie plötzlich antriebslos. Es fiel ihr schwer, morgens aufzustehen und ihren Alltag zu bewältigen. „Ich hatte nicht mehr das Gefühl, bei mir selbst zu sein. In mir war nur noch Chaos, es gab überhaupt keine innere Ruhe mehr. Das waren Alarmzeichen, dass etwas nicht stimmen kann.“ Sie erkannte, dass sie ihren übertriebenen Ehrgeiz und die extrem hohen Ansprüche an sich selbst im Berufsleben nicht lange durchhalten würde. „Es hätte mich kaputt gemacht.“

Leidenschaft für den Beruf ja, Selbstaufopferung nein

Dieckmann möchte auf die Weise als Journalistin arbeiten, mit der es ihr gut geht, sie Freude hat und damit langfristig kreativ und leistungsfähig ist. „Ich kann viel leisten und auch mit Stress umgehen, weil ich mir bewusst Auszeiten nehme.“ Sie macht Yoga, meditiert regelmäßig und pflegt ihre kreativen Hobbys wie malen und fotografieren. Zwar falle sie immer mal wieder in alte Verhaltensmuster zurück, aber sich auspowern bis zum Gehtnichtmehr gehören der Vergangenheit an. Dieckmann steht exemplarisch für eine Generation junger Journalisten, die ihren Traumberuf mit viel Leidenschaft und Engagement ausüben, aber nicht mehr bereit sind, sich dafür vollständig aufzuopfern – eine kluge langfristige Strategie.

„Mich faszinieren Kollegen, die ihre Grenzen kennen und klar kommunizieren. Es sind aber noch wenige, die dies offen tun und ich weiß nicht, ob ich das später im redaktionellen Alltag selbst immer schaffe“, gibt sie zu. In diversen Redaktionen habe sie oft erlebt, dass sich keiner trauen würde, als erster Feierabend zu machen, obwohl die Arbeit erledigt sei. Man könne den Kollegen ja für faul halten.

Diese und weitere Muster möchte Dieckmann auch durch ihren Podcast aufbrechen und psychische Probleme aus der Tabuzone holen. Schließlich sind viele Menschen betroffen und doch werde verhältnismäßig wenig untereinander darüber gesprochen. Die junge Journalistin verfügt über eine äußerst angenehme Erzählstimme und die einzelnen Folgen sind maximal 20 Minuten lang. Somit sind sie bestens für bewusste Auszeiten zwischendurch geeignet.

Nun teilt sie in ihrem Podcast neben persönlichen Erfahrungen auch viele intime Gedanken. Vor dem Start Anfang diesen Jahres hat sie lange überlegt, ob ihr auch berufliche Nachteile drohen wie als nicht belastbar oder „schwierig“ zu gelten. „Letztendlich möchte ich gar nicht für Unternehmen arbeiten, die von ihren Mitarbeitern verlangen, sich komplett zu verausgaben.“

Erstmals erwähnte sie ihren Podcast in der Bewerbung für eine freie Mitarbeit beim dpa Themendienst. Der neue Auftraggeber hat sich davon schon mal nicht abschrecken lassen. Wer nun neugierig geworden ist, hört einfach mal rein.

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