Nintendo: Spielend zum Marktführer

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Aus heutiger Sicht kaum zu glauben, aber Anfang der 80er Jahre lag der amerikanische Videospielmarkt am Boden. Zuvor hatte die Branche einen unglaublichen Boom erlebt. Nach dem Crash belebte das bis dato im Westen unbekannte Unternehmen Nintendo nicht nur den Markt, sondern übernahm die Führung. Wie das gelang, erzählt Christian Gehlen in seinem Buch „Und dann kam Tetris – Wie Nintendo innerhalb eines Jahrzehnts den Videospielmarkt eroberte“.

Gehlens Buch über Nintendo beginnt überraschend mit der Geschichte des Unternehmens Atari. Zunächst beschreibt der Autor die Anfänge und den rasanten Aufstieg der Videospielbranche von den Automaten in Spielhallen bis zu den Heimkonsolen. Es schien kein Limit zu geben, bis die Branche über die eigenen Füße stolperte: Immer mehr qualitativ und inhaltlich fragwürdige Spiele kamen auf den Markt, was schon bald das vorläufige Ende sein sollte.

Rettung aus Japan

TetrisKaum ein Händler in den Vereinigten Staaten wollte noch etwas von Videospielen wissen, schließlich sind viele von ihnen auf unzähligen unverkauften Exemplaren sitzen geblieben. Als der Markt nahezu vollständig am Boden lag, betrat das japanische Unternehmen Nintendo die Bühne.

Die ersten Schritte auf dem neuen Markt waren mehr als hart, denn eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt schien attraktiver zu sein, als Videospiele zu verkaufen. So hatte Nintendo of America zwischenzeitlich sogar Probleme, die Miete für die Geschäfts- und Lagerräume zu bezahlen. Dann kam mit dem Automatentitel „Donkey Kong“ der Blockbuster mit dem ersten Auftritt des Klempners „Mario“, der ursprünglich ein Zimmermann sein sollte und noch gar nicht „Mario“ hieß. Die Mitarbeiter liefen sich die Haken ab, um die auch die Heimspiele in den Handel zu bekommen, dekorierten gar die Schaufenster.

Die Mühe sollte sich irgendwann auszahlen, denn Nintendo hatte verstanden, dass sämtliche Spiele über eine hohe Qualität verfügen müssen. Nur dann sind sie langfristig für die Kunden attraktiv. Schließlich ging die Rechnung auf: Ende der 80er und speziell in den 90er Jahren war Nintendo ein Synonym für Videospiele, wie es Tempo für das Taschentuch und Nutella für Nuss-Nougat-Creme ist.

Und dann kam Tetris

Nintendo setzte damals wie heute auf technische Neuheiten. Als schließlich mit dem Game Boy ein Handheld auf den Markt kam, bot man ihn gemeinsam mit „Tetris“ an. Das Puzzle-Spiel hat bis heute einen Suchtfaktor und brachte Anfang der 90er Jahre etliche neue Käufer, die bis dato Videospiele links liegen ließen. Das sollte Nintendo etliche Jahre später mit seiner Konsole Wii wiederholen.

Hinter den Kulissen gab es jedoch einen unerbitterlichen Kampf um die Rechte an „Tetris“, welches ein russischer Wissenschaftler erfunden hatte. Firmen und Hintermänner verkauften teilweise Lizenzen, deren Rechte sie gar nicht besaßen. Autor Christian Gehlen dröselt diese Posse der Videospiele verständlich auf. Generell ist „Und dann kam Tetris“ spannend wie ein Wirtschaftskrimi, so dass man das Buch nur schwer aus der Hand legen kann.

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