Medienbüro Jens Brehl: Die ersten 10 Jahre Teil 1

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Kinder, wie die Zeit vergeht. Am 15. Oktober 2007 eröffnete ich mein Medienbüro in Fulda – und zwar bildlich gesprochen nur mit dem, was ich am Leibe trug. Von der Decke hing eine nackte Glühbirne, billige Holzregale beheimateten Aktenordner und unter dem Schreibtisch mühte sich ein schwachbrüstiger Computer ab, der noch nicht einmal ein Gigabyte Arbeitsspeicher sein Eigen nannte. Ach, etwas hatte ich dann doch: ungefähr 14.000 Euro Schulden. Warum es mich nach zehn tollen und anstrengenden Jahren noch gibt, erscheint im Nachhinein wie ein Wunder.

Zum Glück wusste mein Vermieter nicht, dass ich mir im Grunde nur die ersten beiden Monatsmieten leisten konnte. Als ich auch noch herausfand, dass er als Richter am Amtsgericht tätig war, traten mir die Schweißperlen auf die Stirn. Keine Frage, es mussten Aufträge her – mit dem Mann wollte ich es mir nicht verscherzen.

Der schnelle Aufstieg des Jens Brehl

Zunächst hielt ich mich mit überschaubar honorierten Aufträgen mehr schlecht als recht über Wasser, indem ich beispielsweise Pressemitteilungen für kleine Buchverlage schrieb. Jeden Tag hatte ich Angst, in der Post ein Schreiben von einem meiner Gläubiger zu finden. Auch die Bank wollte bald Geld sehen, denn der Dispokredit war ausgeschöpft und die Zinseszinsen sprengten längst alle mir bekannten Rahmen.

Dann hatte ich eine Erscheinung. Nein, nicht die Jungfrau Maria, sondern eine Kollegin, die freiberuflich in der PR tätig war. Sie suchte einen Mitstreiter für die Pressearbeit eines großen Konzerns und ich sagte natürlich sofort zu. Mein Einkommen schoss augenblicklich in die Höhe und ich arbeitete mehr als jemals zuvor. Eine 50- bis 60-Stunden-Woche wurde normal. Schließlich wollte ich sobald wie möglich meine sämtlichen Schulden tilgen. Vom ersten Honorar schaffte ich mir endlich einen vernünftigen Arbeits-Laptop an. Auf einer gewissen Ebene bereitete mir die Arbeit Spaß, allerdings machte der Konzern die Welt nicht gerade zu einem besseren Ort. Das stürzte mich in Gewissenskonflikte, da ich moralisch nicht flexibel genug war. Das sollte sich bald auswirken.

Der tiefe Fall des Jens Brehl

2008 befand ich mich auf dem Höhepunkt meines Schaffensrauschs, denn folgendes Phänomen hatte sich eingestellt: Da ich keine neuen Aufträge mehr brauchte, bekam ich sie plötzlich von überall her. Zeitweise kam ich tagelang nicht aus meinem Heimbüro heraus und so freute ich mich auf den wöchentlichen Einkauf im Supermarkt.

Gesundheitlich ging es schleichend bergab: Ständige Bauchschmerzen begleiteten mich und dank Albträumen schlief ich immer schlechter. Meine Konzentration ließ nach und bald schon konnte ich mich kaum aufraffen, morgens aufzustehen. In meiner grenzenlosen Weisheit arbeitete ich in solchen Phasen noch härter. Schließlich benötigte ich mehr Zeit, um das gleiche Pensum zu bewältigen. Bald wäre ich komplett schuldenfrei. Nur nicht kurz vor dem Ziel schlappmachen. Nur bei meinen Auftraggebern keine Schwäche zeigen.

Im Dezember 2008 folgte dann der Paukenschlag. Nichts ging mehr. Diagnose: depressives Erschöpfungssyndrom, umgangssprachlich „Burnout“ genannt. Innerhalb weniger Wochen war ich ganz unten angekommen. Arbeitsunfähig, depressiv mit Suizidgedanken, Hartz IV, sieben Wochen psychosomatische Klinik, Lebensmittel holen bei der Tafel, keine Perspektive. Mit 28 Jahren war mein Leben vorbei und das Medienbüro gestorben.

Wie es weiterging, erzähle ich in der nächsten Woche im zweiten Teil. Dranbleiben!

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