Urbach geriet immer weiter in den Strudel der Revolutionen, ernährte sich fast ausschließlich von Schokoriegeln, Bier und Zigaretten und vernachlässigt seine Körperpflege. Der Netzaktivist befand sich in seinem sicheren WG-Zimmer mitten im Krieg. Doch er kämpfte an zu vielen Fronten: Im arabischen Raum, als Politiker der Piraten Partei und auch gegen sich selbst. Als er per Videochat einen Mord beobachtete, lief das Fass über. Urbachs jahrelange Depression schlug mit voller Härte zu und er sah keinen Sinn mehr in seinem Leben.
Der Neustart
Urbach gelang der persönliche Neustart und machte seine Depression öffentlich. Er erfuhr, dass auch andere Mitglieder von Telecomix ebenso unter ihrem Engagement litten. Noch heute ist Urbach als Aktivist tätig, auch wenn sich Telecomix aufgelöst hat. Er plädiert dafür, dass sich neue Gruppen gründen und gibt in seinem Buch auch eine Anleitung, wie das funktionieren kann. „Neustart – Aus dem Leben eines Netzaktivisten“ ist flüssig und ohne unnötige Schnörkel geschrieben und der Autor lässt seine Leser nahe an sich heran. Es gelingt ihm, ähnlich wie ein Thriller zu fesseln und tiefe Einblicke in die Denk- und Arbeitsweise von Netzaktivisten zu geben.
Dabei ist Urbach schonungslos offen und zeigt sich mit all seinen Schwächen und Defiziten – ein mutiger Schritt in einer Leistungsgesellschaft, in der nach außen hin alles perfekt sein soll. Der Autor möchte das Thema Depression mit seiner offenen Art enttabuisieren. Nur so könne Verständnis wachsen und Betroffene leichter um Hilfe bitten. Die gleiche Motivation ließ mich mein Buch „Mein Weg aus dem Burnout“ veröffentlichen.