Der Klimawandel von nebenan

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Der Klimawandel ist ein komplexes Thema und spielt medial meist lediglich bei internationalen Gipfeltreffen oder bei Naturkatastrophen eine größere Rolle. Umweltprobleme sollen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft lösen. Doch was ist, wenn auch Journalisten mitverantwortlich für das Gelingen einer ökologische Wende sind? Fest steht, mit reinen Katastrophenberichten oder nackten Datenkolonnen lässt sich kaum ein breites Umdenken in der Gesellschaft erreichen. Es braucht vor allem sinnstiftende Geschichten, wie die Autoren der aktuellen Ausgabe der Zeitschriftenreihe politische ökologie aus dem oekom verlag mit dem Titel „Grüntöne – Die Medien und die Große Transformation“ betonen.

Überfischung der Meere, Plastikmüll in den Ozeanen, gerodete Regenwälder und vieles mehr könnte man als Zeugnisse des Irrglaubens deuten, wir würden über mehr als nur einen Planeten verfügen. Ein Großteil der globalen Wirtschaft folgt dem Dogma unendliches Wachstum bei gleichzeitig endlichen Ressourcen vollbringen zu wollen. Gerade dieses Dilemma ist wohl der Hauptauslöser für zahlreiche Umweltprobleme, wird in den Medien allerdings selten so betitelt.

Wachstum hinterfragen und Geschichten erzählen

Eine wichtige Aufgabe von Journalisten ist das kritische Hinterfragen. „Der Rückblick auf fast hundert Jahre wirtschaftspolitischen Journalismus zeigt über alle historischen Brüche hinweg eines besonders deutlich: eine allzu große Anhänglichkeit, um nicht zu sagen Gläubigkeit der Journalist(inn)en gegenüber dem Expertenanspruch der Wirtschaftswissenschaft. (…) Deren jüngstes Versagen, die durch die meisten Ökonom(inn)en nicht vorhergesehene Wirtschaftskrise 2007, wäre Anlass genug, ein höheres Maß an Skepsis walten zu lassen und Daten, Prognosen, aber auch die etablierte Terminologie zu hinterfragen“, schreibt Ferdinand Knauß, Redakteur bei der Wirtschaftswoche.

Für die meisten Menschen sind komplexe Themen wie Klimawandel oder die Wachstumsfrage zu abstrakt. Hier sind Redaktionen in der Pflicht, Fakten verständlich zu vermitteln. Ellenlange Tabellen und nackte Zahlenkolonnen mögen vielleicht Wissenschaftler überzeugen, aber die meisten Mediennutzer eher nicht.

Daher sprechen sich die Autoren der aktuellen Ausgabe der politischen ökologie dafür aus, in der Berichterstattung auch sinnstiftende Geschichten zu erzählen, die Nähe vermitteln und die Lebenswirklichkeit der Rezipienten widerspiegeln. Komplexe Sachverhalte werden greifbar. „Wenn wir uns in der Geschichte Umbrüche oder Wandlungsprozesse ansehen, ist zu konstatieren, dass die Menschen sich nicht anhand von Zahlen, Tabellen oder Präsentationen zu Aktionen entscheiden. Ohne eine greifbare Narration mit Nähe zur eigenen Lebenserfahrung, mit Emotionen und Sinnstiftung gibt es keine Ideenverbreitung, keine Veränderung des Denkens, keine Motivation zu Bewegungen“, meint Dr. Joachim Borner vom Kolleg für Management und Gestaltung nachhaltiger Entwicklung.

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