Berufliche Vorteile für Journalisten mit Spezialgebiet

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Jens Brehl: Ab wann ist man auf einem Themengebiet ein Experte? Braucht es dafür zwangsläufig ein entsprechendes Studium?

Julia Weigelt: Ich bin eine Anhängerin vom lebenslangen Lernen und ich weiß nicht, ab wann ich mich als Expertin bezeichnen würde – und ob überhaupt. Es gibt mittlerweile so viele Detailfragen und auch in meinem Themenfeld der Sicherheitspolitik gibt es etliche Unterpunkte: von Rüstungspolitik über europäische Armee bis hin zu Völkerrecht. In Zeiten der vernetzten Sicherheit gehört auch Entwicklungspolitik, Flüchtlingshilfe und mehr dazu. Daher sehe ich mich in meinem Themenfeld durchaus als Generalistin. Darüber hinaus braucht es auch kein Studium, um in einem Gebiet ein Experte zu sein. Ich habe einmal unter anderem Kunstgeschichte studiert und bin darin mit Sicherheit keine Expertin.

Es ist gut, wenn man sich als Journalist für ein Thema und die Menschen wirklich interessiert, gut recherchiert und dies mit einem stetig wachsenden Hintergrundwissen kombiniert. Dann haben wir auch die Chance, uns in immer tiefere Facetten einzuarbeiten. Wir sollen ja auch keine wissenschaftlichen Arbeiten verfassen, sondern kluge und unterhaltsame journalistische Beiträge.

Nachwuchsjournalisten empfehle ich daher, früh und gezielt ein bestimmtes Themengebiet zu verfolgen. Wie in jedem anderen Beruf ist Erfahrung wichtig.

Jens Brehl: Wie findet man für sich die passende Nische und wie sollte diese beschaffen sein, damit man auch potenziell genügend Auftraggeber findet?

Julia Weigelt: Es bringt nichts etwas zu machen, was einem nicht gefällt. Man sollte daher ein Themenfeld wählen, wofür man sich auch interessiert und bei dem man sich vorstellen kann, es auch die nächsten Jahre – oder gar für immer – zu bearbeiten. Natürlich sollte das Themenfeld nicht zu eng und zu speziell sein.

Wir leben in einer Welt, die sich schneller entwickelt als jemals zu vor. Wenn ein Journalist dann mit offenen Augen unterwegs ist, werden ihm die Themen nicht ausgehen.

Jens Brehl: Würden Sie Ihre unternehmerischen Entscheidungen im Nachhinein anders treffen?

Julia Weigelt: Ich würde meine Work-Life-Balance stärker in den Fokus stellen: mehr Ausgleich durch Sport, gesundes Essen und soziales Umfeld. Im Gegenzug weniger Perfektionismus und einen gelassene Umgang mit eigenen Fehlern und denen von anderen.

Genau das ist wichtig, um die hohe Schlagzahl und große Abwechslung auch auf Dauer durchzuhalten. Crossmedial Beiträge für viele verschiedene Auftraggeber zu erstellen macht mir Spaß, auch wenn es herausfordernd ist. Ohne einen Ausgleich kann das aber nicht lange gut gehen.

Jens Brehl: Vielen Dank für das Gespräch.

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