Transparenz ist kein Hexenwerk

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Medien werden laut Transparency International in Deutschland korrupter wahrgenommen als Politiker. Ins Negativbild passt die ADAC-Affäre. Seit Jahren wurden dort die Teilnehmerzahlen bei der Wahl des „Gelben Engels“ systematisch manipuliert. Wem kann man noch vertrauen? Für mich bedeuten diese beiden Sinnbilder, dass ich mich als Journalist um das Vertrauen meiner Leser aktiv bemühe. Dazu lasse ich mir auch in sensiblen Bereichen wie Presserabatte und Sponsoren in die Karten schauen.

Bereits vor der Wulff-Affäre wurden Presserabatte heiß diskutiert. Eine Vielzahl von Unternehmen bieten solche Vergünstigungen speziell für Medienschaffende ein. Mietwagen, Seminare, Telefontarife und Zeitschriften gibt es günstiger. Etliche Angebote haben jedoch eindeutig einen privaten Charakter, wie beispielsweise Wohnmöbel und Freizeitkleidung. Kritiker fürchten, Journalisten könnten die notwendige Distanz zu Unternehmen verlieren und sich (unterbewusst) verpflichtet fühlen. Sie raten demnach auf Presserabatte zu verzichten, um glaubwürdig zu bleiben.

Als freier Journalist, der oft mit einem überschaubaren Recherchebudget konfrontiert ist, wollte ich weiterhin passende Angebote für mich nutzen. Schnell begriff ich, wie wichtig es ist transparent zu bleiben.

Presserabatte und Sponsorengelder

Die Affäre um den damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff wurde in den Medien mitunter mit harten Bandagen ausgetragen. Es ging um angebliche Vorteilsnahmen in Bezug auf einen günstigen Bankkredit und eine Einladung auf dem Oktoberfest in München. Einigen Journalisten hätte es gut gestanden, auch vor der eigenen Haustüre zu kehren. Ohne Wissen der Leser werden mitunter bei Recherchen Reisekosten von privaten Unternehmen übernommen, über die später berichtet wird. Zum Essen lassen sich manche Medienvertreter ebenfalls gerne einladen. Auch so genannte Kopplungsgeschäfte sind an der Tagesordnung: Wer Anzeigen schaltet, über den wird auch berichtet. Dies verstößt jedoch gegen den Pressekodex, der das Trennen von Werbung und Redaktion fordert.

Im Sommer 2012 wollte ich für Klarheit sorgen. Seitdem veröffentliche ich sämtliche von mir genutzten Presserabatte und sonstige Vergünstigungen auf der Internetseite meines Medienbüros.

Doch Presserabatte sind nur eine Seite der Medaille, wenn es darum geht, sich ein Urteil über meine Arbeit zu machen. Schließlich schalten auch Unternehmen in meinen beiden Blogs Anzeigen. Für einige Medien ist es verlockend, ein passendes Werbeumfeld zu bieten und kritische Berichterstattung zu unterlassen.

„Die Aufgabe des Journalismus ist es, Öffentlichkeit für bestimmte Themen herzustellen, die gesellschaftlich relevant sind“, sagte Dr. Tobias Eberwein, Geschäftsführer der Initiative Nachrichtenaufklärung, im Interview für den Beitrag „Auf einem Auge blind“. „Ich kann nachvollziehen, dass die Wirtschaftlichkeit bei Medienunternehmen mitunter Vorrang hat. Viele Medienhäuser kämpfen momentan ums blanke Überleben, in den vergangenen Jahren sind kleine Zeitungen eingegangen und es werden weitere folgen. Verständnis für die herrschenden Vorgehensweisen ist aber etwas anderes.“

Bewusst habe mich dazu entschieden, dass eine Werbeanzeige in meinen Blogs 50,00 Euro oder weniger im Monat kostet. Damit vermeide ich, von einem oder wenigen Sponsoren abhängig zu werden. Zudem möchte ich mir auch in puncto Werbung von meinen Lesern in die Karten schauen lassen: Jeweils am Jahresanfang veröffentliche ich  vollständige Sponsorenlisten. So ist auf einen Blick ersichtlich, welche Unternehmen Werbung gebucht haben und welche gemeinnützigen Organisationen in den Genuss einer Freianzeige kamen. Somit kann nachvollzogen werden, ob ich mich habe beeinflussen lassen – schließlich kann man die Sponsorenlisten mit meiner Art zu berichten in Zusammenhang bringen.

Fazit

Transparenz ist kein Hexenwerk. Im Gegenteil: Mit wenig Aufwand gebe ich Einblicke in meine Arbeit. Die Listen sind schnell erstellt und für mich persönlich sprechen keine Gründe gegen mein Vorgehen.

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