Bitte verschone mich Volkswagen!

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Tue Gutes und rede darüber, ist eine Weisheit aus der Public Relations (PR). Ein weiteres Zauberwort ist Corporate Social Responsibility (CSR), zu deutsch unternehmerische Gesellschaftsverantwortung. Marketing-Experten haben schon lange den umweltbewussten und kritischen Konsumenten entdeckt und im Visier. „Lasst uns mal irgendwas mit Umweltschutz machen“, höre ich die Experten in Meetings rufen. So manches Unternehmen möchte sich eben gerne einen grünen Anstrich verpassen. Gestern schoss für mich Volkswagen den (Kommunikations-)Vogel ab und verleitete mich zur Notwehr.

„Liebes VW-Kommunikations-Team,

bitte kontaktieren Sie mich erst, wenn sie 100% umweltverträgliche Autos bauen, welche regenerative Energien nutzen und vollständig aus Naturmaterialen nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip bestehen*. Bis dahin verschonen Sie mich, die Medienwelt und die Menschheit mit CSR-Aktionen mit minimalen positiven Auswirkungen für Mensch und Umwelt. Das Unternehmen selber schien nicht in der Lage zu sein 15.000 Euro zu spenden, da mussten dann die Alt-Handys der Mitarbeiter herhalten. Generell eine lächerliche Summe für einen Weltkonzern.“

Was war geschehen?

Gestern erhielt ich zum ersten Mal eine Pressemitteilung von Volkswagen. Auch hier scheint die Unsitte Kontaktdaten ungefragt in den Presseverteiler aufzunehmen an der Tagesordnung zu stehen.

Seit Dezember 2011 spendeten Volkswagen-Mitarbeiter alte Mobilfunktelefone zum Wiederverwerten der Rohstoffe, die veräußert wurden. Der Erlös wurde durch einen Mobilfunk-Konzern mit drei Euro pro Telefon zusätzlich aufgestockt. Auf diese Weise kamen insgesamt 15.000 Euro an Spendengeld zusammen, welches der Naturschutzbund Deutschland (NABU) für die Renaturierung der Havel einsetzt. Ein mit Sicherheit gutes Projekt.

Dennoch platzte mir der Kragen, mich mit solch einer Meldung zu belästigen. Volkswagen selber konnte wohl kein Geld für das Projekt auftreiben, dafür mussten die alten Telefone der Mitarbeiter herhalten, die vielleicht zu einem gewissen Teil noch voll funktionsfähig waren und unnötigerweise durch ein neues Modell ersetzt wurden. Generell scheint mir die Summe von 15.000 Euro lächerlich zu sein: 2012 erwirtschaftete der Konzern einen Gewinn nach Steuern in Höhe von 21,884 Milliarden Euro.

Zum Verständnis: Ich begrüße alle Unternehmen, die sich ernsthaft bei einer sozio-ökologischen Wende einbringen. Aber tut mir Leid Volkswagen, Euch nehme ich das ehrliche Engagement einfach nicht ab. Im Vorfeld wird die Umwelt geschädigt und hinterher ein klein wenig repariert. Das ist aus gesellschaftlicher Sicht kurzsichtiger Blödsinn gespickt mit Marketing-Sprech. Selbst weniger schädlich ist noch lange nicht nützlich!

* In meiner E-Mail hatte ich statt „bestehen“ „herstellen“ geschrieben, was aber weniger Sinn ergibt. Daher habe ich mir erlaubt, die Wörter nachträglich im Blogeintrag auszutauschen.

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