Schluss mit der Propaganda: Öffentlich-rechtliches Fernsehen abschalten

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Das öffentlich-rechtliche Fernsehen verbreitet als mit Zwangsabgaben finanziertes Staatsfernsehen nichts als Propaganda und muss deswegen abgeschafft werden – zumindest, wenn es nach Berthold Seliger, Autor des Buchs „I have a stream“ geht. Seliger trifft mit seiner Kritik mehrfach direkt ins Schwarze: mangelnde Transparenz, Einfluss von Parteien auf das Programm und Druck durch die so genannte „Einschaltquote“. Allerdings leistet sich der Autor erhebliche verbale Fehltritte, wenn er beispielsweise das heutige öffentlich-rechtliche Fernsehen mit dem Rundfunk des Dritten Reichs gleichsetzt.

Kritik am öffentlich-rechtlichen Fernsehen ist nicht neu: Es sei zu teuer und berichte in einigen Fällen zu einseitig sind regelmäßige Vorwürfe. Auch Autor Berthold Seliger prangert in seinem aktuellen Buch einige Missstände an, verfängt sich jedoch immer wieder in seinen Pauschalurteilen und eingeschränkter Sichtweise.

Wie im Dritten Reich: Nichts als Propaganda

i-have-a-streamIn Seligers Welt gibt es keine Unterschiede zwischen dem Rundfunk des Dritten Reiches und dem heutigen. Beide seien durch die Bank weg „Propagandamaschinen“. Mit solchen starren Behauptungen begibt sich der Autor mehr als einmal unnötig aufs Glatteis. Mit seinem Schwarz-Weiß-Denken tappt er immer wieder in eigene Fallen und widerspricht sich dann mitunter selbst. Manager sind per se gierig und „Figuren“ wie Uli Hoeneß könnten ungestraft kriminell werden. Allerdings sitzt ausgerechnet Hoeneß als eines von Seligers Beispielen seine Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung ab.

Bereits in den ersten Abschnitten wird deutlich, dass Seliger nur die Programminhalte in seinem Buch thematisiert, die sein Weltbild vom stets die Zuschauer verdummenden Staatsfernsehens tragen und so vermeidet er es, das Gesamtbild zu betrachten. Dabei spart er nicht mit pauschalen Beleidigungen, so sei allen Mitarbeitern des öffentlich-rechtlichen Fernsehens „eigenes Denken fremd“. Daher bekäme die Bundesregierung keinen kritischen Gegenwind. Dabei spielen gerade die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender bei investigativen Inhalten eine große Rolle.

So war neben deutschen Zeitungsverlagen der Norddeutsche Rundfunk (NDR) beim Aufarbeiten der Daten zu „Offshore-Leaks“ beteiligt. Wochenlang beherrschte das System der Steueroasen die Medien. Umstrittene Waffenexporte werden ebenso regelmäßig thematisiert, wie auch das Vorgehen westlicher Geheimdienste, einschließlich des Bundesnachrichtendienst (BND). Der investigative Spielfilm „Meister des Todes“, der auf Recherchen bezüglich illegaler Waffenexporte von Heckler & Koch beruht, läuft im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Die Hartz-Reformen werden regelmäßig kritisiert, wie auch die Arbeitsmarktpolitik der Regierung. Zudem gab und gibt es Sendungen, die sich kritisch mit dem umstrittenen Freihandelsabkommen TTIP beschäftigen. Eine davon habe ich zufällig eingeschaltet und staunte am Ende nicht schlecht, als der Moderator die Zuschauer aufrief, sich gegen TTIP zu engagieren. Diese Liste ließe sich noch beliebig fortsetzen. Natürlich gibt es in Sachen Meinungsvielfalt im deutschen Fernsehen noch viele Baustellen, wie auch die als einseitig umstrittene Berichterstattung rund um die Ukraine-Krise verdeutlichte. Träfe Seligers Fundamentalkritik jedoch in allen Punkten zu, würden wir in einem Land wie Nordkorea leben.

Dabei trifft Seliger auch ins Schwarze, zeigt Zusammenhänge auf und stellt die richtigen Fragen.

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