Energiewende braucht aktive Bürger

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Ursula Sladek, Stromrebellin und Mitbegründerin des Ökostromversorgers EWS Schönau, zieht sich zum Jahresende aus dem aktiven Geschäft zurück. Demnach ist es ein guter Zeitpunkt, mit ihr über Glaubwürdigkeit, die treibende Kraft hinter der Energiewende, erforderlichen Pioniergeist und den nahenden Ruhestand zu sprechen. Zumal sie am 17. und 18. Oktober am ersten Bürgerenergie-Konvent in Fulda teilgenommen hat.

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Ursula Sladek stellte auf dem ersten Bürgerenergie-Konvent in Fulda die EWS Schönau vor.
Bild: Jens Brehl – CC BY-NC-SA 4.0

Jens Brehl: In Ihrem Vortrag erwähnten Sie, dass Sie sich freuen, wenn Ihre Kunden so wenig Strom wie möglich verbrauchen. Ist das nicht geschäftsschädigend?

Ursula Sladek: Unser erstes Projekt nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl war das Stromsparen. Heute als Energieversorger möchten wir einen aktiven Beitrag zur Energiewende leisten, wobei uns besonders wichtig ist, dass unsere Kunden auch mit dem Ökostrom sorgsam umgehen.

Natürlich verdienen wir dann pro Kunde weniger, aber auf der anderen Seite verleiht uns das so viel Glaubwürdigkeit, dass wir gerne weiterempfohlen werden. Wir wachsen dadurch jedes Jahr kontinuierlich und haben immer schwarze Zahlen geschrieben.

Jens Brehl: Wer ist in Ihren Augen die treibende Kraft bei der Energiewende?

Ursula Sladek: Das sind ganz klar die Bürger. Sie haben anders als die großen Energieversorger und die Bundesregierung schon viel früher die Zeichen der Zeit erkannt, sich aktiv für eine Energiewende eingesetzt und erste Projekte initiiert. Heute stammen annähernd 30 Prozent des deutschen Stroms nicht mehr aus Kohle- oder Atomkraft. Angesichts dieser Erfolgsgeschichte müsste die Bundesregierung stolz auf ihre Bürger sein.

Jens Brehl: In Ihrer Heimat Schönau haben Sie 1997 das Stromnetz übernommen. War es damals einfacher als heute Bürgerenergie-Projekte zu starten?

Ursula Sladek: Früher war es sicher einfacher. Heute wäre es als Bürgergesellschaft gar nicht mehr möglich, das Stromnetz zu übernehmen, denn mittlerweile gibt es dazu eine wahre Litanei an Vorschriften. Eine Bürgergesellschaft könnte das alleine unmöglich stemmen.

Auch einzelne Energieprojekte sind durch das geänderte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) schwieriger umzusetzen. Demnächst müssen neue Anlagen ausgeschrieben werden, wodurch kleinere Unternehmungen im Nachteil sind.

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