Eigentlich wollte ich mich gesünder ernähren, öfter selber kochen, weniger vor dem Computer sitzen und mehr Sport treiben. Ein weiterer Blick auf die Liste verrät mir, dass ich schon lange meine E-Mails verschlüsseln und spurlos im Internet surfen wollte. Lahme Ausrede: Keine Zeit. Spätestens seit Edward Snowdens Enthüllungen über die Datensammelwut der NSA wollte ich vieles ändern. Doch wie stelle ich das an? Der Journalist Tobias Gillen gibt dazu in seinem Buch „Spurlos & Verschlüsselt! – Von sicherer Kommunikation und anonymem Surfen“ Antworten.
Edward Snowden befürchtete, die Welt würde die NSA-Enthüllungen achselzuckend zur Kenntnis nehmen und schnell zum Alltag zurückkehren. Doch tatsächlich sind etliche lebhafte Diskussionen entstanden und das Interesse an sicheren E-Mails ist gewachsen. Dennoch geben nach wie vor viele Intimstes auf Facebook & Co preis und kaum jemand verschlüsselt seine Daten und Kommunikation. Warum?
Auf Spurensuche
Zum einen ist der Grund in der Bequemlichkeit des Menschen zu suchen. Es ist eben aufwendig für seine diversen Kundenkonten unterschiedliche und vor allem auch sichere Passwörter zu verwenden. Das Geburtsdatum oder Wörter wie „geheim“ sind denkbar schlecht geeignet.
Zudem sind das Verschlüsseln von E-Mails und auch das spurlose Surfen im Internet kompliziert, denn man muss sich erst mit der Technik im Allgemeinen und dann mit den entsprechenden Computerprogrammen und deren Einstellungen im Speziellen beschäftigen. Nicht nur Laien scheuen den Aufwand.
Der Journalist Tobias Gillen begegnet seinen Lesern in „Spurlos & Verschlüsselt!“ auf Augenhöhe. In lockerer Tagebuchform lässt er die Leser an seiner Spurensuche teilhaben. Gillen ergründet, was sich hinter Abkürzungen wie PGP, TOR und VPN verbirgt und steht offen zu seiner anfänglichen Unkenntnis. Schritt für Schritt sichert er seine Kommunikation, indem er beginnt seine E-Mails zu verschlüsseln, sicher zu chatten, bessere Passwörter zu finden und letztendlich nahezu spurlos zu surfen.
Fazit
Tobias Gillen lockert mit seinem Schreibstil das doch eher trockene Thema auf. Seine Leser benötigen kaum Vorkenntnisse, denn durch die Schritt-für-Schritt-Anleitungen gelingt es ihnen schnell, Gillens Maßnahmen nachzuahmen und damit ihre digitale Kommunikation sicherer zu machen.
Es ist und bleibt jedoch ein Einstiegswerk, welches die anfängliche Scheu der Leser vor der (komplizierten) Technik verfliegen lässt. Bereits technisch fortgeschrittene Leser wird dagegen kaum etwas Neues geboten. Es fehlen zudem noch Punkte wie das Verschlüsseln der Daten auf der Festplatte, was wichtig ist, falls der Laptop abhanden kommt. Auch wird nur eine alternative Suchmaschine zu Google quasi im Nebensatz erwähnt, denn besonders ein Hinweis auf Startpage wäre interessant gewesen. Gillen erhebt mit seinem Buch aber nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und vielleicht folgen auch noch weitere Bände.
Zunächst veröffentlichte Tobias Gillen sein Werk als einzelne E-Books, vor kurzem sind sie als Sammelband auch als gedrucktes Taschenbuch erschienen. Wer demnach keinerlei digitale Spuren hinterlassen möchte, lässt sein Mobiltelefon zu Hause liegen (Bewegungsprofil), kauft in der örtlichen Buchhandlung und bezahlt bar.
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