Der Oya-Tag in Kassel: Neue Formen des Journalismus

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Am vergangenen Samstag lud die Redaktion der Oya ins Anthroposophische Zentrum Kassel ein. Eine bunte Mischung aus Engagierten für solidarische Ökonomie, Anhänger der Transition-Bewegung und Streiter für ein gutes Leben waren anwesend. Mit Oya-Herausgeber Johannes Heimrath und Chefredakteurin Lara Mallien diskutierten Medienschaffende und an Medien interessierte, wie Journalismus Mitmenschen aktivieren kann: Es braucht neue Erzählformen.

Den Filmemacher Markus Werner aus Kassel fasziniert, wie Medien Visionen verbreiten und Menschen inspirieren können. Aus diesem Grund initiierte er dazu spontan einen Gesprächskreis. Johannes Heimrath und Lara Mallin gaben spannende Einblicke in den Redaktions-Alltag der Oya. Deren Claim „anders denken, anders leben“ durchaus ernst gemeint ist.

Oya entsteht

Das Magazin selber entstand aus dem Anzeigenblättchen „Kurskontakte“, welches kaum redaktionelle Inhalte bot. Die Macher von Oya wollten dies ändern, doch dabei brauchten sie Unterstützung. Die Idee eine Lesergenossenschaft zu bilden wurde nicht nur begrüßt, sondern es beteiligten sich genügend Interessierte, so dass vor drei Jahren die erste Oya-Ausgabe erschien.

Im Grunde dreht sich bei der Oya alles um die von Johannes Heimrath formulierte Frage, ob ein gutes Leben im Schlechten möglich ist. Angesichts von den sich zuspitzenden sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Problemen könnte man als Einzelner schnell den Eindruck gewinnen, alles Engagement für einen Wandel sei umsonst. Was nutzt es, wenn ich mein Gemüse im Gemeinschaftsgarten anbaue und gleichzeitig weltweit fruchtbarer Ackerboden in einer rasenden Geschwindigkeit verloren geht?

Die Oya hat ihren eigenen Stil geprägt, denn die Redakteure und freien Mitarbeiter beschäftigen sich ausschließlich mit Themen, die sie selber in ihrem Leben bewegt. Die Bandbreite reicht von neuen Formen des gemeinschaftlichen Zusammenlebens, am Gemeinwohl ausgerichtetes Wirtschaften, alternative Wege bei der Schulbildung und vieles mehr.

Die Journalisten sind bei der Oya nicht die neutralen Beobachter, die sich mit keiner Sache gemein machen, wie sie bei klassischen Medien gefordert sind. Die Oya-Macher interessiert, wie sich ein Thema für die Autoren anfühlt, was es bei ihnen bewegt. Während in vielen Medien Autoren das Wort „ich“ in einem Beitrag unbedingt vermeiden müssen, bringt Chefredakteurin Mallien ihnen es wieder bei. Die Rolle des neutralen Beobachters mag bei einigen Berichten durchaus angebracht sein. Doch spätestens bei Themen wie der Eurokrise wirkt diese Haltung albern. So lange dem Journalisten das Gehalt oder Honorar in Euro gezahlt wird, ist er direkt betroffen.

Die Medien und das Leben

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Die aktuelle Ausgabe der Oya des endlichen Lebens.

Die Medienkrise, die sich unter anderem in Form von sinkenden Zeitungsauflagen ausdrückt, ist nicht alleine der Kostenloskultur im Internet geschuldet, merkte ich bei unserer anregenden Diskussion an. Vielmehr haben die Medienberichte kaum noch etwas mit dem Leben der Leser zu tun. In meinen Augen ist das „kleine“ Oya-Magazin aus diesem Grund so erfolgreich: Es ist direkt aus dem Leben gegriffen. Engagierten Lesern fällt es dadurch leicht, an Themen anzuknüpfen und sie in ihren Alltag einfließen zu lassen.

Bei authentischen Erzählweisen geben Medienschaffende viel von ihrem Inneren preis. Das möchte nicht jeder und doch konnte ich auf dem Oya-Tag feststellen, dass es sich lohnt: Spätestens wenn Leser davon erzählen, wie das Magazin das eigene Leben bereichert und zu einem neuen persönlichen Weg inspiriert hat.

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