Wenn die freie Presse mauert

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„Es wäre wünschenswert, wenn Medienhäuser in Bezug auf geforderte Transparenz mit gutem Beispiel voran gehen würden“, sagt der Medienjournalist Günther Rademann (Name geändert). „Sie wären dann glaubhafter, wenn sie freien Zugang zu Informationen für ihre eigenen Journalisten fordern.“ Sind Medienunternehmen selber das Ziel der Recherche, bedienen sie sich mitunter den gleichen Kommunikations-Tricks, die sie bei anderen kritisieren und igeln sich gerne ein.

Rademann arbeitet seit Jahren als freier Medienjournalist. Naiv könnte man glauben, dass Medienunternehmen im Umgang mit Journalisten souverän agieren – schließlich kennen sie die Arbeitsweisen und Bedürfnisse der Kollegen. Doch in vielen Bereichen sei die Kommunikation erstaunlich unprofessionell: So kann es vorkommen, dass Rademann eine Pressemitteilung erhält und am gleichen Tag den darin genannten Ansprechpartner nicht erreichen. „Der Kollege ist leider im Urlaub.“

Endlose Freigabeschleifen

Selbst bei im Grunde simplen Fragen, muss Rademann mitunter lange auf eine Antworten warten. Auch wenn das Medienunternehmen dazu mehrere Tage Zeit hat, reicht die Frist oft nicht aus. „Man hat Angst schon mit einem falschen Halbsatz Investoren abzuschrecken.“ Was dann folgt sind endlose Freigabeschleifen, wenn Geschäftsführung, Juristen, Marketing- und PR-Abteilungen ein Auge auf die Antworten werfen. „Das erscheint mir gerade bei eher simplen Angelegenheiten recht übertrieben.“ Wenn Rademann wichtige Zitate und Informationen nicht rechtzeitig bekommt, müssen seine Beiträge verschoben werden oder laufen Gefahr gar nicht mehr zu erscheinen. Dann erhält er sein Honorar später oder eben gar nicht.

Zudem seien manche Medienhäuser geneigt, Informationen zunächst befreundeten Journalisten zuzuspielen, bevor man sie allgemein zugänglich macht. Andersherum beschweren sich die Journalisten im eigenen Hause, wenn Konkurrenzmedien bevorzugt behandelt werden.

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