Medien in der Vertrauenskrise

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Schon ein altes Sprichwort besagt, wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Und so stecken auch Medien derzeit vielfach zurecht in einer Vertrauenskrise, weil sie einseitig berichten oder gar manche Themen erst gar nicht aufgreifen. Größtenteils haben wir es daher mit einer hausgemachten Krise zu tun, die bedingt durch die unausgewogene Ukraine-Berichterstattung sichtbar geworden ist. Stichwort „Lügenpresse“. In seinem neuen Buch „Mainstream – Warum wir den Medien nicht mehr trauen“, geht der Medienwissenschaftler Dr. Uwe Krüger den zahlreichen Ursachen auf den Grund.

Eins vorweg: Nicht nur so genannte „Verschwörungstheoretiker“ empfanden die Ukraine-Berichterstattung als unausgewogen. Uwe Krüger zeigt auf, dass es auch Kritik in den eigenen Reihen gab.

So zitiert er Gabor Steingart, den Herausgeber des Handelsblatts, der in Sachen Ukraine-Berichterstattung befand: „Das Meinungsspektrum wurde auf Schießschartengröße verengt. Blätter, von denen wir eben noch dachten, sie befänden sich im Wettbewerb der Gedanken und Ideen, gehen im Gleichschritt mit den Sanktionspolitikern auf Russlands Präsidenten Putin los. (…) Westliche Politik und Medien sind eins.“

Wichtige Zutat für Einheitsbrei: Der abgehängte Leser

mainstream-freigeberKrüger nimmt systematisch die Ursachen für den Einheitsbrei in den Medien unter die Lupe. Ein Problem: Die Lebensrealitäten vieler Leser, Zuschauer und Zuhörer bilden etliche Medien nur ungenügend oder gar nicht ab. Ganz so, als befänden sich Journalisten in einer Parallelwelt.

Eine von Krügers Erklärungen: „Journalisten sind eine Bildungselite – was angesichts ihrer Aufgabe, komplexe Themen zu recherchieren und zu vermitteln, auch erst einmal nicht problematisch ist. Doch der Werdegang und persönliche Hintergrund haben Auswirkungen darauf, welche Fragen man an die Welt stellt, für welche Werte man kämpft und welche Sorgen man sich macht. Von daher ist ein weiterer Befund noch brisanter: Zwei Drittel aller Journalisten sind in einem gut abgesicherten Angestellten- oder Beamtenhaushalt groß geworden, Kindern von Arbeitern stellen eine kleine Minderheit dar. (…) Die Milieuforschung bestätigt das: Während die Mediennutzer ganz verschiedenen Milieus mit divergierenden Lebensumständen, Werten und Zielen angehören, bilden Journalisten eine relativ homogene Szene.“

Hinzu kommt ein Bildungsproblem, welches auch in anderen Branchen existiert. „Die qua Geburt Begünstigten schaffen es am ehesten an eine der exklusiven Journalistenschmieden.“ Auf diese Weise entsteht ein Gleichklang – oder böse formuliert „Einheitsbrei“ –, den manche Mediennutzer als Verschwörung wahrnehmen. Dabei gibt es vielmals keinerlei direkte Direktive, „nur“ zu viele Scheuklappen in etlichen Redaktionen.

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