Die Anti-Phrasendrescher

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Da beißt die Maus keinen Faden ab, Journalisten nutzen gerne Flokeln und Phrasen – auch wenn sie keinen Sinn ergeben. Wie bei „schweren Verwüstungen“, denn von leichten Verwüstungen hat noch niemand etwas gehört. Die Nachrichtenredakteure Udo Stiehl und Sebastian Pertsch wollen daher sensibilisieren und halten mit ihrem Internetdienst „Floskelwolke“ den Medien den Spiegel vor.

floskelwolke-Freigeber

So lange Floskeln stimmige Bilder vermitteln, dürfen sie gerne verwendet werden. Anders sieht es aus, wenn die Sprachgebilde Nachrichteninhalte verzerren, verharmlosen oder gar komplett verdrehen. Das ist leider mitunter der Fall.

Auf Phrasen-Suche

Auch wenn bei einer gewaltsamen Konfrontation Blut geflossen ist, möchte wohl kaum jemand darin baden. Erstaunlicherweise gibt es dennoch ständig Blutbäder. Kann ein Erfolg erdrutschartig sein, auch wenn wir wissen, dass Erdrutsche Katastrophen und demnach keine wünschenswerten Ereignisse sind?

Auch die Politik suggeriert gerne Ausdrücke wie die „Preisbremse“, die dann unzählige Male ohne zu hinterfragen von Journalisten aufgegriffen werden. So auch der positiv klingende Begriff „Multijobber“. Das sind aber Menschen, die von einer Arbeitstelle (durch Lohndumping) ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten können. Dazu passend „sozial schwach“, was die verharmlosende Variante von „arm“ ist. Schlimmer noch, führt Udo Stiehl aus: „Es ist doch keine soziale Schwäche kein Geld zu haben!“

Udo Stiehl und Sebstian Pertsch möchten nicht anprangern, sondern sensibilisieren. In Ihrem Projekt machen sie daher den Gebrauch der Phrasen auf ihrer Internetseite sichtbar. Dazu werden nach eigenen Angaben nahezu alle Internetseiten deutschsprachiger Zeitungen, Radiostationen und Fernsehsender in Deutschland, Österreich und der Schweiz nach 50 Phrasen durchsucht. Zwei Mal am Tag gibt es aktuelle Daten, die in der dem Projekt den Namen gebenden Floskelwolke dargestellt sind.

An die eigene Nase gefasst

Da unpassende Phrasen vielfach fest im Sprachgebrauch verankert sind, finden sie wiederum leichten Zugang in Medienberichte – leider auch in die eigenen. Mir wäre vor kurzem ein weißer Schimmel durchgegangen, als ich in einem Artikel „dachte sie sich im Stillen“ schrieb. Die Lektorin wies mich darauf hin, dass Denken stets ein stiller Prozess ist. Tja, so schnell kann es gehen.

 

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