Wie wählen Radiomacher die passende Musik, nach welchen Kriterien gestalten sie das Programm und ist das Volontariat der beste Einstieg in die Branche? Diese und weitere Fragen wurden am Jung-Journalisten-Tag beim Hessischen Rundfunk (hr) am 23. September diskutiert. 54 junge und wissbegierige Kollegen zogen auch die ansprechenden Workshops in die Sendezentrale in Frankfurt am Main.
Gleich im ersten Plenum waren die lockere Atmosphäre und die Begeisterung für den Journalismus spürbar. Auch als Programmleiter müsse man ein Journalist sein. „Das ist der beste Job der Welt, um seinen Horizont zu erweitern“, erklärte Jan Vorderwülbecke, Programmleiter hr3. Er bekräftige, dass Radio echte Emotionen transportieren könne und man sei nach dem Internet immer noch das schnellste Medium. „Bei der Berichterstattung in Echtzeit sind wir weit vorne.“
Fingerspitzengefühl bei der Programmgestaltung
Der Leiter von hr3 Wort, Manuel Brandt, gab unverblümt zu, dass die Hörer wegen der Musik einschalten und sie schnell zu einem anderen Sender wechseln, wenn die „falschen“ Lieder laufen. Wenn sich die Hörer jedoch sicher sind, dass nach wenigen Stücken wieder ihre Lieblingssongs folgen und der Radiosender mit guten Informationen einen echten Mehrwert bietet, bleiben sie auch treu. Die große Kunst: Anders als etwa bei anderen Radiosendern des Hessischen Rundfunks, ist der Wortanteil bei hr3 deutlich kleiner. Es sei aber nicht der Anspruch, komplexe Themen in kurzer Zeit vollständig zu erklären. Man könne jedoch stets einzelne Aspekte aufgreifen.
Nicht zu vergessen: Radio ist ein Nebenbei-Medium, welches in den meisten Fällen gute Laune verbreiten soll. Beispielsweise beim sonntäglichen Talk von Bärbel Schäfer müsse man auch an die Hörer denken, die mit Musik beim Frühstücken oder beim Kochen unterhalten werden wollen, sagte Christian Brost, Teamleiter hr3 Musik. Daher sei Radio immer ein Kompromiss und der Talk wird regelmäßig von Musikstrecken unterbrochen.
Man kann es nicht allen recht machen. Auch in Punkto Musikauswahl ließe sich trefflich streiten: Mehr unbekannte Interpreten, mehr Hits aus dem europäischen Ausland, mehr Klassiker aus den 80er und 90er? „Es liegt nicht im öffentlich-rechtlichen Auftrag Musik zu senden, die keiner hören will“, meinte Brost dazu. Daher müsse man sorgfältig auswählen und auch das Feedback der Hörer auswerten.
Durch das Internet können neue Bands auch ohne Radiosender ihr Publikum erreichen und Hörer neue Musik entdecken. Daher müsse das Radio noch genügend Überraschungen liefern.