Gute Banken: Mein Geld bewegt die Welt

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Stellen Sie sich vor, es soll ein Atomkraftwerk gebaut werden, doch das Vorhaben scheitert, weil es nicht finanzierbar ist. Weniger Menschen müssen hungern, da fortan nicht mehr auf Lebensmittelpreise spekuliert wird, oder für einen Krieg können nicht genügend Waffen produziert werden und er fällt daher aus. Klingt schön, meinen Sie, doch darauf hätten Sie keinen Einfluss. Sie täuschen sich gewaltig, denn mittels ihres Bankkontos bewegen Sie mehr auf der Welt, als Sie ahnen: Doch über Geld spricht man nicht. Noch weniger, was damit geschieht. Das ist schade, denn so entgeht vielen die Tatsache, dass jede noch so kleine Investition eine gesellschaftliche und teils globale Wirkung hat.

Verantwortung wird häufig abgeben

Sie haben persönlich niemals in die Atomindustrie oder in einen Rüstungskonzern investiert, werden Sie entschieden behaupten. Sollten Sie Kunde bei einer herkömmlichen Bank sein, so ist es mehr als wahrscheinlich, dass Sie es unwissentlich doch getan haben.

Die meisten Bundesbürger führen ein Girokonto bei ihrer Hausbank, lassen sich dort in Bezug auf Geldanlagen beraten und kaufen entsprechende Finanzprodukte. Das Geld auf Girokonten investiert die Bank nach deren Richtlinien, vergibt Kredite an die Wirtschaft oder an andere Banken. Es besteht ein massives informatives Ungleichgewicht: Während Kunden selbstverständlich sämtliche Vermögensverhältnisse, Einkommenshöhe, Einträge in der Schufa und persönliche Lebenspläne offen legen, schweigen sich die meisten Geldhäuser im Detail aus, was mit den Kundeneinlagen geschieht. Spätestens ab diesem Punkt sollten kritische Kunden hellhörig werden. Doch auch auf die Auskünfte der herkömmlichen Banken ist mitunter kaum Verlass: Natürlich wird der Mitarbeiter der örtlichen Sparkasse oder Genossenschaftsbank versichern, dass kein Kundengeld in der Atomindustrie für strahlende Gesichter sorgt.

Laut der Nichtregierungsorganisation urgewald ist dies nur die halbe Wahrheit. Über die jeweilige Landesbank der örtlichen Sparkasse und der genossenschaftlichen Zentralbank DZ Bank AG der Volks-, Raiffeisen-, Sparda- und PSD Banken wurde im Zeitraum von 2000 bis 2009 teils massiv in die Atomindustrie investiert. Im Falle der WestLB sind dies nach Recherchen von urgwald 939 Millionen und bei der DZ Bank 685 Millionen Euro. Selbstverständlich mischen die deutschen Privatbanken ebenfalls kräftig mit, wobei die Deutsche Bank die Rangliste der Atomunterstützer mit 7,842 Milliarden Euro anführt. Zu einem wahrhaftigen Ökostromanbieter zu wechseln ist demnach nur der erste Schritt, Atomenergie die rote Karte zu zeigen. Danach gilt es, das radioaktive Bankkonto zu kündigen. Schädlichen Wirtschaftszweigen das Geld entziehen ist die eine Seite der Medaille, denn es soll schließlich darüber hinaus sinnstiftend eingesetzt werden.

Grünes Geld verändert unsere Welt

Im Zuge der Finanzkrise wurde der Ruf nach einer Bad Bank, zu Deutsch einer schlechten Bank stets lauter. Ein solches eigens geschaffenes Geldhaus sammelt alle faulen Kredite und nahezu wertlose, „schlechte“ Wertpapiere ein und „befreit“ somit in Schieflage geratene Banken. Doch kaum jemand verlangte eine gute Bank zu gründen, die nach sozial-ökologischen Gesichtspunkten investiert, den Menschen wieder in den Mittelpunkt stellt, vollkommen transparent ist und keine Spekulationen fördert. Vielleicht, weil es in Deutschland gleich vier solcher Banken bereits gibt?

Die Ethik-, GLS, Umwelt- und die seit 2009 in Deutschland aktive Triodos Bank wirken nach eben diesen Gesichtspunkten. Kundeneinlagen werden anhand von Ausschluss- (Atomengergie, Rüstungsgüter) und positiven Kriterien (Erneuerbare Energie, ökologische Landwirtschaft) investiert, meist in Form von direkten Krediten. In Sachen Transparenz setzen die alternativen Banken Maßstäbe: Nach welchen Kriterien Geld wohin fließt und in welchen Bereichen Kredite vergeben werden, sind öffentlich einsehbar. Ebenso die Eigenanlagen der Bank. Bei der GLS Bank kann sich jeder Kunde entscheiden, welche Bereiche er speziell fördern will. Darüber hinaus veröffentlicht die Bank die Höhe der Kredite und welchen Unternehmen sie gewährt wurden. Erst diese Offenheit ermöglicht einen wahrhaftigen Vergleich der Institute, die sich auch im nachhaltigen Sektor mitunter im Detail unterscheiden. Während sich die Umweltbank aus Nürnberg ganz auf Spareinlagen und Kreditgeschäft spezialisiert hat, bieten die anderen alternativen Geldhäuser das komplette Spektrum des klassischen Bankgeschäfts unter sozial-ökologischen Gesichtspunkten an.

GLS und Ethikbank gehören darüber hinaus dem Verbund der Genossenschaftsbanken an. Das bringt Vorteile: In nahezu jeder Volks- und Raiffeisenbank können Kunden kostenfrei Geld abheben oder Kontoauszüge ausdrucken. Zudem sind Kundengelder zu 100 Prozent in unbegrenzter Höhe abgesichert, falls eine der Banken in eine Schieflage geraten sollte.

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