Erfolg als Gefahr: „Wer den ganzen Tag die Welt rettet, verliert mitunter die wichtigen Dinge des Lebens aus den Augen“

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1977 zog es den gebürtigen Ägypter Ibrahim Abouleish zurück in seine Heimat. Mitten in der Wüste begann er Bäume zu pflanzen, Heilkräuter zu sähen und biologisch-dynamisches Gemüse anzubauen. Die Sekem Farm hat in Ägypten den größten Markt für biologisch-dynamische Lebensmittel außerhalb Europas geschaffen. Zur Sekem-Gruppe gehören neben einem Textilunternehmen, einem Hersteller für naturheilkundliche Medikamente auch eine eigene Universität. Von Anfang an dabei war sein heute 52jähriger Sohn Helmy. Er erzählt wie es ist mit einem Visionär als Vater aufzuwachsen, spricht über den täglich notwendigen Wandel und warum der Erfolg auch eine Gefahr sein kann alles zu verlieren.

Helmy Abouleish auf der KarmaKonsum Konferenz 2013 in Frankfurt am Main

„Wandel findet jeden Tag statt“, erinnerte Helmy Abouleish bei seinem Vortrag auf der KarmaKonsum Konferenz 2013.
Bild: Jens Brehl – CC BY-NC-ND 3.0

Jens Brehl: Wie ist es mit einem Visionär als Vater aufzuwachsen, der 2003 mit dem Right Livelihood Award, besser bekannt als „alternativer Nobelpreis“, ausgezeichnet wurde?

Helmy Abouleish: Wunderbar und inspirierend! Mein Vater war schon immer stark an Geisteswissenschaften, Religion, Kunst und Kultur interessiert. In Österreich und später auch in Ägypten hatten wir ein offenes Haus für Philosophen, Denker und Künstler. Jede Woche bekamen wir Besuch von interessanten Menschen und ich konnte bereits als kleiner Bub an den inspirierenden Gesprächen teilnehmen. Dies war für mich der ideale Nährboden, um zu lernen und neue Sichtweisen aufgezeigt zu bekommen.

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Jens Brehl: Was ist Sekems Vision?

Helmy Abouleish: Unsere Vision war und ist ein ganzheitlicher Entwicklungsimpuls. Da mein Vater anthroposophisch geprägt ist, wollte er wirtschaftliche, ökologische, soziale und kulturelle Aspekte miteinander verbinden. So verrückt es damals klang dafür mitten in der Wüste Bäume zu pflanzen, hat sich Sekem als ein Motor für die Entwicklung in Ägypten entpuppt.

„Ich wuchs mit Sekem“

 

Jens Brehl: Sie sind mit ihrem Vater 1977 nach Ägypten gezogen, weil er dort seine Vision von Sekem umsetzen wollte. War es für Sie von Anfang an klar, dass Sie in die Fußstapfen Ihres Vaters schlüpfen oder hatten Sie andere Lebenspläne?

Helmy Abouleish: Als wir noch in Österreich lebten und über die Idee sprachen nach Ägypten zu gehen war ich sofort begeistert. Damals war ich 14 Jahre alt und als wir in Ägypten ankamen spürte ich im Herzen, dass hier mein Platz ist. Da ich mit dem Aufbau von Sekem aufgewachsen bin, fühle ich mich nicht als die zweite Generation oder als würde ich in die Fußstapfen meines Vaters schlüpfen. Seit 1982 habe ich auf der Sekem Farm in Vollzeit gearbeitet, aber schon als Schüler habe ich geholfen.

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